Ein Messer kann sich niemand mehr aus dem Alltag wegdenken. Bei der Benutzung dieses Gebrauchsgegenstands denkt kaum jemand daran, dass dessen Geschichte bis in die Steinzeit zurückreicht. Schon damals wurden die Faustkeile und Klingen vielfältig verwendet und sicherten den Menschen das Überleben.

Primitive Werkzeuge aus Stein als Vorläufer der Messer

Die Geschichte des Messers ist so alt wie die Menschheit selbst, denn die Urahnen der Menschen verwendeten bereits vor mehr als 2,5 Millionen Jahren primitive Werkzeuge aus Stein. Die Benutzung der ersten schneidenden Steine geht vermutlich auf eine zufällige schmerzhafte Erfahrung eines Steinzeitmenschen zurück, der sich an einem scharfkantigen Stein geschnitten hatte. Im Gegensatz zu den bereits vorher existierenden Hilfsmitteln waren die schneidenden Steine sekundäre Werkzeuge. Anders als primäre Werkzeuge wie Schlagsteine oder Äste erweiterten die sekundären Werkzeuge die vorhandenen Fähigkeiten und eröffneten neue Funktionen. Die Herstellung sekundärer Werkzeuge wie Messer grenzt den Menschen endgültig von den Tieren ab und leitet eine neue Stufe der Evolution ein.

Abb. 1: Primitive Werkzeuge aus Stein

Messer als Hilfe zum Überleben

Nur mit Hilfe zusätzlicher Werkzeuge wie Schabern oder Faustkeilen konnte sich der Mensch vom Pflanzenfresser zum Allesfresser entwickeln, was auch zu einer Veränderung des Gebisses führte. Die Urahnen der Menschen mussten das Fleisch mit Steinwerkzeugen zerlegen, da das Gebiss nicht auf das Zerreißen von Fleisch ausgelegt war. Die ersten Faustkeile sicherten den Menschen das Überleben, da sie nun tierisches Eiweiß zu sich nehmen konnten. Die damaligen Faustkeile waren messerscharf und wurden durch geschicktes Abschlagen von Knochen, Feuerstein, Jade oder Quarz gewonnen. Die Steinschläger entwickelten teilweise eine beeindruckende Kunstfertigkeit. Feuerstein war das gebräuchlichste Material für die ersten einfachen Messer, da sich die abgenutzten Kanten leicht schärfen ließen.

Die ersten Schneidwerkzeuge ermöglichten die Zerlegung von Aas und das Spalten von Langknochen, um an das nahrhafte Knochenmark zu gelangen. Bereits in der Steinzeit entwickelten sich aus den primitiven Schab- und Schneidwerkzeugen tertiäre Werkzeuge, die für bestimmte Zwecke genutzt werden konnten. Neben Messern mit Waffencharakter wurden auch Speere hergestellt. Unabhängig von seinem Verwendungszweck und seinem Material hat jedes scharfe Messer Waffencharakter. Für eine einfache Handhabung als Waffen oder Werkzeuge wurden die scharfen Steine mit Griffen aus Holz oder Knochen ausgestattet.

Frühe Metallverarbeitung als Revolution in der Messerherstellung

Eine Revolution bei der Herstellung von Messern wurde durch die frühe Metallverarbeitung eingeleitet. Die im 3. Jahrtausend vor Christus einsetzende Bronzezeit brachte die Herstellung der ersten metallischen Klingen aus Kupfer und Bronze mit. Diese Klingen waren Wegbereiter für die heutigen Messerklingen, deren ständige Verbesserung noch bis in die heutige Zeit anhält. Vor der Verbreitung des Christentums waren Messer als Grabbeigaben gebräuchlich, weshalb solche Funde die Entwicklungsgeschichte der Messer nachvollziehbar machen. Bei den Messern aus der Bronzezeit handelte es sich um Vollgriffmesser, bei denen auch die Griffe aus Metall bestanden. Sie unterschieden sich in ihren Klingenformen und der Gestaltung der Griffe. Eisen verdrängte später die Bronze und war ein wichtiger Werkstoff für die Herstellung von Messern. Die Entwicklung des Messers als Gebrauchsgegenstand ist auch untrennbar mit der Entwicklung der menschlichen Kultur verbunden. Messer wurden als Waffen und für die Nahrungsbearbeitung genutzt. Bereits frühzeitig wurde der Industriezweig Metallverarbeitung erschlossen, der eine wichtige Grundlage für die Messerherstellung ist.

Entwicklung der Messer als Grundlage für die Ess- und Kochkultur

Von der Steinzeit bis ins Mittelalter wurden Messer als Gebrauchsgegenstände immer weiter verbessert. Diese Entwicklung führte auch zu einer Veränderung der Ess- und Kochkultur. Die Ernährungsgewohnheiten der Menschen veränderten sich mit dem technischen Fortschritt und der zunehmenden Fülle an Nahrungsmitteln. Das führte auch zu einer Veränderung der Zubereitungsmethoden. Die Messer wurden zunehmend zu Spezialwerkzeugen, die auf die einzelnen Arbeitsschritte und die Eigenschaften des Schneidguts abgestimmt wurden. Die verschiedenen Formen von Messern sind bereits seit der Antike bekannt. Schon damals gab es:

  • Opfermesser
  • Chirurgische Messer
  • Messer für die Nahrungszubereitung
  • Jagdmesser
  • Handwerksmesser
  • Kochmesser
  • Bestecksmesser

Die Bedeutung des Messers nicht nur als Gebrauchsgegenstand in der Küche, zur Zubereitung der Speisen, sondern auch beim Verzehr am Tisch stieg ständig.

Bedeutung von Messern im Mittelalter

Männer und Frauen verwendeten im Mittelalter Gebrauchsmesser als persönliche Ausrüstung und führten sie ständig mit. Tafelmesser wurden spätestens ab dem 15. Jahrhundert neben Löffeln als Essbesteck genutzt und am Gürtel in einem Lederfutteral zusammen mit einem Löffel getragen. Die Tafelmesser wurden vor allem in den höheren Klassen der Gesellschaft genutzt. Sie waren scharf und spitz, da das Fleisch nicht nur geschnitten, sondern auch aufgespießt wurde. Die Tafelmesser wurden daher auch anstelle der heutigen Gabeln verwendet. Da die Messer immer häufiger Teil des Vorlegebestecks am Tisch waren, widmeten sich schon damals Autoren von Benimmbüchern der Verwendung des Essbestecks. Sie erarbeiteten Regeln zur Platzierung und Verwendung von Messern. Dabei war genau festgelegt, was erlaubt war und was nicht. Aus den mittelalterlichen Sitten und Gebräuchen leiteten sich viele Tischmanieren ab, die auch heute noch gelten.

Abb. 2: Beispiel einer mittelalterlichen Replik

Das Messer leistete dazu einen wichtigen Beitrag. Noch heute gilt die Regel, dass die Messerschneide entweder zum Teller oder zum Esser zeigen muss, aber niemals zu seinem Gegenüber. Das kann als feindselige Geste ausgelegt werden, da ja Messer auch als Waffen dienten. Die Regel, dass verschiedene Speisen nicht geschnitten werden dürfen, stammt aus dem Mittelalter und ist im damals verwendeten Material der Klingen begründet. Sie bestanden damals aus nicht rostfreiem Stahl oder Silber und reagierten, wenn sie mit Stärke oder Säure in Berührung kamen. Der Genuss von Fisch, Kartoffeln oder Eiern wurde beim Schneiden durch einen unangenehmen Beigeschmack von Stahl getrübt. Das Reinigen der Klingen war mühsam, was im Mittelalter gern vermieden wurde. Diese Tatsache führte zur Entwicklung von Fischbestecken und Gabeln. Die ersten Gabeln wurden erst seit dem 17. Jahrhundert in Europa zur Nahrungsaufnahme verwendet. Zuvor wurden zweizackige Gabeln in der Küche zur Zubereitung der Speisen genutzt.

Weiterentwicklung von Messern als Koch- und Essbesteck

Nachdem die Gabeln im späten Mittelalter Teil des Essbestecks wurden, mussten die Klingen der Tafelmesser nicht mehr spitz sein. Zunächst verzichtete Frankreich auf die spitzen Klingen. Andere Länder zogen nach. Der französische König Louis XIV verbot 1669 das spitze Messer am Tisch, da es häufiger zu Ausschreitungen kamen, bei denen die spitzen Messer als Waffen gebraucht wurden.
Die Veränderung des Messers als Essbesteck ermöglichte auch eine Veränderung der Essgewohnheiten. Für jeden Gang des Menüs wurden spezielle Messer entwickelt, beispielsweise Fischmesser, Fleischmesser oder Buttermesser. Die Messer verfügten immer häufiger über abgerundete Klingen. Das Fischmesser hat nicht nur eine abgerundete Klinge, sondern seine Schneide ist nicht scharf. Es dient nicht zum Schneiden, sondern lediglich zum Zerlegen von Fisch. Buttermesser werden zum Streichen von Butter verwendet und haben ebenfalls eine stumpfe Klinge. Auch für die Verwendung in der Küche wurden verschiedene Messer mit Klingen in unterschiedlichen Größen und Ausführungen entwickelt.

Abb. 3: Standard-Küchenmesser

Messer in der heutigen Zeit

Die Entwicklung des Messers ist noch nicht abgeschlossen, da noch immer an der Präzision der Klingen und an der Ausstattung gearbeitet wird. Ein Beispiel dafür sind Klappmesser, die mit vielen Funktionen ausgestattet sind. Bei der Herstellung von Klappmessern nimmt die Schweiz eine bekannte Rolle ein. Historisch betrachtet zählt allerdings Solingen zu den wichtigsten Zentren für scharfe Klingen. Mittlerweile gibt es allerdings unzählige Firmen, die Taschenmesser für unterschiedliche Einsatzbereiche und in immer spannenderen Designs anbieten. Unter anderem hat auch Japan einen hohen Stellenwert bei der Herstellung von Messern, da dort kunstvoll geschmiedete Damastmesser gefertigt werden. Viele Schichten Stahl werden für die Klinge übereinander gelegt und immer feiner geschmiedet. Solche hochwertigen Messer haben mitunter Preise von mehr als 10.000 Euro. Auch in Deutschland werden qualitativ hochwertige Küchenmesser, aber auch Jagdmesser hergestellt. Für die Küche sind neben Messern für verschiedene Zwecke wie Brotmesser, Schälmesser oder Tomatenmesser auch Universalmesser für verschiedene Einsatzzwecke verfügbar.