Review: Jagdmesser Leuku von Wood Jewel

Gastbeitrag von Stefan / August 2018

Vier Wochen ist es nun her, seit ich das Jagdmesser Leuku von Wood Jewel das erste Mal in den Händen hielt. Seitdem hat es mich nach Schweden, Brandenburg und ins Saarland begleitet, um auf Herz und Nieren getestet zu werden. Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen wiedergeben, vorab aber ein paar Informationen zum Messer selbst.

Klingenmaterial: Kohlenstoffstahl
Griffmaterial: Maserbirke + Rentierhorn
Gesamtlänge: ca. 32,5 cm
Klingenlänge: ca. 21,0 cm
Gewicht: ca. 390 g

Technische Daten sind zwar immer gut und schön, aber sagen noch nichts darüber aus, womit wir es hier eigentlich zu tun haben. Ein Leuku ist ein klassisches skandinavisches Design. Seine Wurzeln sind vergleichbar dem des Sax oder auch des aus dem deutschen Raum bekanntem „langem Messer“. Also die Samische Interpretation eines großen (zumindest im skandinavischen Vergleich) Messers, das traditionell zur groben Zerlegung von Wild, der Herrichtung eines Lagerplatzes aber auch zur Kriegsführung eingesetzt wurde. Letzten Punkt habe ich aus gegebenen Umständen nicht mit einbeziehen können … Ich hoffe auf Verständnis.

Das Design des Messers

Das Jadmesser Leuku von Wood Jewel kommt in einer hübsch verzierten Lederscheide

Das Leuku mit Lederscheide; Foto (c) Stefan

Wer eine Affinität zu klassischem skandinavischen Design hat, der wird von diesem Jagdmesser nicht enttäuscht. Messing, Maserbirke und Horn als Griffmaterialien sind genauso klassisch, wie die Klinge aus Kohlenstoffstahl. Die Griffmaterialien sorgen dafür, dass auch bei Kälte eine gute Handhabung gewährleistet ist, der Stahl mit belassener Schmiedehaut verspricht eine gute Nachschärfbarkeit bei insgesamt ausgewogenem Verhalten.

Auch die Köcherscheide ist ein richtiger Hingucker. Schönes Leder und auch die Nähte wissen zu gefallen. Leider ist das Inlay aus Plastik – zumindest bei meinem Exemplar – viel zu stramm, was sich leider auf die Punkte Aussehen und Sicherheit auswirkt. Zum letzteren später mehr.

In Punkto Aussehen führt die zu enge Auslegung des Inlays leider dazu, dass auf der Klinge ein komischer weißer Film war, als ich sie das erste Mal (nicht ohne größeren Kraftaufwand) aus der Scheide gezogen habe. Das lag auch mit daran, dass die Klinge völlig uneingeölt bei mir ankam, was ich bei Kohlenstoffstahl generell als ein bisschen verantwortungslos ansehe.

Aber andere Hersteller tun das auch, also werte ich das neutral. Ein paar Tropfen Ballistol auf der Klinge sorgten dann dafür, dass zumindest der weiße Film verschwand. Die Klinge sitzt aber immer noch zu stramm. Gerade bei einer skandinavischen Köcherscheide eigentlich völlig unnötig.

Verarbeitung und Material

Generell lässt sich sagen, dass die Materialien völlig die Erwartungen in das Messer erfüllen, die Verarbeitungsspuren (hier vor allem die Vernietung des Erl, Schleifspuren am Hort und des generell groben Anschliffs der Klinge) jedoch erkennen lassen, wie es Wood Jewel schafft, ein solches Leuku zu so einem Preis anzubieten.

Doch dies ist alles in allem nichts, was sich nicht mit ein wenig Sandpapier und Eigenarbeit beheben ließe. Die allgemeine Verarbeitungsqualität würde ich mit „gut“ bewerten. Die Übergänge der einzelnen Materialien sind sauber und ohne Spalte.

Griff und Ergonomie

Die Eigenarbeit würde ich persönlich auch auf die Griffform ausweiten. Nicht, dass er nicht für den Einsatzzweck – Hackarbeiten und grobe, ziehende Schnitte – eine gute Form hat. Auch nach längerem arbeiten greift sich das Jagdmesser gut und man rutscht automatisch an die richtige Position. Es liegt einfach daran, dass er für meine Hand (Handschuhgröße 6 ½) schlicht überdimensioniert ist. Aber wie gesagt, das ist bei den eingesetzten Materialien leicht zu beheben, wenn man möchte. Und gibt dem Messer dann auch noch die persönliche Note.

Die Klinge des Jagdmessers

Das Leuku von Wood Jewel im Einsatz

Das Leuku von Wood Jewel im Einsatz; Foto (c) Stefan

Die Klinge selber zeigt sich hierbei, nachdem die Grundschärfe erst mal ein bisschen enttäuschend war, in ihrem Element. Genau im richtigen Härtebereich zeigt sie sich erfreulich schnitthaltig, neigt nur bei harter Gangart zu Klingenausbrüchen und lässt sich problemlos nachschärfen. Durch den tief angesetzten Scandischliff ist sie zudem auch ziemlich belastbar und weist eine bei dieser Klingenlänge auch notwendige Flexibilität auf. Auch die Klingespitze ist erfreulich belastbar.

Für meinen persönlichen Geschmack hätte die Klinge ruhig einen Millimeter mehr Material in der Breite aufweisen können, einfach um mehr Eigengewicht für Hackarbeiten aufzuweisen, was diese etwas ermüdungsfreier gestalten würde. Auch dem immer beliebter werdenden „Batoning“ würde dies entgegenkommen. Allerdings würde dies evtl. dem anderen Einsatzzweck (zerlegen von Wild) entgegenlaufen. Dafür zeigte sich die Klinge im Übrigen genau richtig dimensioniert.

Was die Sicherheit angeht, so führt die zu stramme Auslegung der Scheide dazu, dass viel Kraft eingesetzt werden muss, um die Klinge frei zu bekommen. Gerade bei kleiner Unachtsamkeit kann dies zu bösen Verletzungen führen. Umso mehr, wenn man die Klinge per Hand nachgeschliffen hat. In meinen Augen ein „No Go“, zumal dies bei der Qualitätskontrolle leicht festzustellen ist. Ich gehe aber auch davon aus, dass sich dieser Zustand durchaus mit der Zeit egalisiert, da das Material ja bei jeder Verwendung ein Stück weit angepasst wird.

Mein Fazit

Wer auf der Suche nach einem erschwinglichen Leuku ist, der kann mit dem Jagdmesser von Wood Jewel nichts verkehrt machen. Die verwendeten hochwertigen Materialien lassen über die negativen Punkte in Bezug auf die Verarbeitung hinwegsehen, zumal diese -wie beschrieben- leicht mit etwas Eigenarbeit zu beheben sind. Und wer sich für solch ein klassisches skandinavisches Design entscheidet, der wird sich wohl auch die Zeit nehmen, sein Leuku zu personalisieren. Und wenn es mit dem dazu gekauften Puuko ist, denn dies ist für die ganzen alltäglichen Schneidaufgaben unumgänglich, denn dazu taugt ein Leuku nicht… 😉

Über den Autor

Seit frühester Kindheit habe ich eine starke Affinität zu allem, was aus Stahl hergestellt wird (Messer, Schwerter, Äxte, Waffen … Werkzeug eben). Da ich zwölf Jahre als Fallschirmjäger diente, bin somit recht versiert in der Handhabung dieser Werkzeuge.